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Zu Graves gewandt fragte Poirot: «Hinterließ er keinen Brief?
Kein Blatt Papier mit ein paar Zeilen?»
Graves schüttelte den Kopf. «Nichts war da. Wäre eigentlich
zu erwarten gewesen von einem Mann wie dem Major.»
«Sonderbar. Sehr sonderbar», murmelte Poirot.
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NEUNTES KAPITEL
Es war bereits acht Uhr vorbei, als Poirot wieder im «Hirschen»
eintraf. Er fand eine Botschaft von Frances Cloade vor, in der
sie ihn bat, sie aufzusuchen. Er machte sich sogleich auf den
Weg.
Frances Cloade erwartete ihren Besucher im Salon. «Sie haben
mir prophezeit, daß ich Sie brauchen würde, Monsieur Poirot,
und Sie haben recht behalten. Es gibt etwas, das ich jemandem
anvertrauen muß, und ich glaube, Sie sind die am ehesten
geeignete Persönlichkeit, meine Geschichte zu hören.»
«Es ist stets leichter, Madame, sich jemandem anzuvertrauen,
der mehr oder weniger ahnt, worum es geht.»
«Sie wissen, wovon ich reden will?» Poirot nickte langsam.
«Und seit wann?»
«Seit ich die Fotografie Ihres Herrn Vaters gesehen habe. Sie
sehen sich sehr ähnlich. An Ihrer Verwandtschaft läßt sich nicht
zweifeln. Und diese Familienähnlichkeit fand sich ebenso stark
bei dem Fremden, der im ,Hirschen ein Zimmer nahm und sich
als Enoch Arden ins Fremdenbuch eintrug.»
Frances stieß einen bedrückten Seufzer aus. «Sie haben es
erraten. Obwohl der arme Charles einen Bart trug. Er war ein
Vetter zweiten Grades von mir, Monsieur Poirot. Sehr nahe
haben wir uns nie gestanden. Er war das schwarze Schaf in der
Familie. Und ich bin an seinem Tode schuld.»
Sie verfiel für einen Augenblick in Schweigen. Poirot drängte
sanft: «Wollen Sie mir nicht erzählen?»
Frances raffte sich auf. «Ja, es muß geschehen. Wir brauchten
entsetzlich nötig Geld. Damit begann es. Mein Mann befindet
sich in Schwierigkeiten, in sehr schlimmen Schwierigkeiten.
Wir fürchteten, es könnte zu einer Verhaftung kommen. Aber
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eines möchte ich klarmachen, Monsieur Poirot. Der Plan, der
entworfen wurde, stammte von mir. Ich dachte ihn mir aus, und
ich führte ihn durch. Meinem Mann wäre das alles viel zu
riskant gewesen. Aber ich will der Reihe nach berichten. Zuerst
wandte ich mich an Rosaleen Cloade wegen eines Darlehens.
Ich weiß nicht, ob sie es nicht gegeben hätte, aber ihr Bruder trat
dazwischen. Er war an jenem Morgen besonders schlechter
Laune und benahm sich ausfallender, als es sich gehört. Sehr
frech sogar. Und als mir später die Möglichkeit dieses Plans in
den Sinn kam, hatte ich kein Bedenken, ihn auszuführen.
Ich überlegte, daß Zweifel am Tode Robert Underhays
bestanden, und daß man mit diesem Zweifel vielleicht etwas
anfangen könnte. Mein Vetter Charles befand sich im Lande. Er
war so ziemlich am Ende, hatte sogar im Gefängnis gesessen,
glaube ich. Ich machte ihm meinen Vorschlag. Es war
Erpressung, nichts anderes. Aber wir dachten, es würde uns
gelingen. Schlimmstenfalls, überlegten wir, würde David Hunter
sich hüten, die verlangte Summe zu zahlen. Daß er zur Polizei
gehen könnte, hielten wir für ausgeschlossen. Leute seines
Schlages halten wenig von der Polizei und wollen lieber nichts
mit ihr zu tun haben.
Es ging alles gut. Besser, als wir gehofft hatten. David kroch
auf den Leim. Charles gab sich natürlich nicht direkt als Robert
Underhay aus. Rosaleen hätte ihn ja jede Sekunde entlarven
können. Aber als sie zu unserem Glück nach London fuhr,
wagte Charles es, ein bißchen deutlicher zu werden und von der
Möglichkeit zu reden, er könne Robert Underhay sein. Wie
gesagt: David ging auf die Erpressung ein. Er versprach, am
Dienstag abend mit dem Geld zu kommen. Statt dessen& » Ihre
Stimme brach zitternd ab.
«Wir hätten uns klarmachen müssen, daß David ein
gefährlicher Mensch ist. Hätte ich nicht diese unglückselige Idee
gehabt, wäre Charles noch am Leben. Nun ist er tot& ermordet,
und ich bin schuld.»
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«Immerhin packten Sie eine weitere Gelegenheit beim Schopf,
die Komödie bis zum Ende zu führen. Sie überredeten Major
Porter, Ihren Vetter als Robert Underhay zu ,erkennen .» 
Frances fuhr heftig auf.
«Ich schwöre Ihnen, damit hatte ich nichts zu tun. Niemand
war erstaunter als ich& was heißt: erstaunter? Aus allen Wolken
gefallen waren wir, als Major Porter öffentlich erklärte, Charles
 mein Vetter Charles!  sei Robert Underhay. Ich begriff es
einfach nicht. Ich begreife es jetzt noch nicht.»
«Aber jemand muß Major Porter aufgesucht und überredet
haben. Jemand hat ihn bestochen, den Toten als Robert
Underhay zu identifizieren. Wissen Sie übrigens, daß Major
Porter sich heute nachmittags erschossen hat?»
«Nein!» Frances fuhr zurück, die Augen weit aufgerissen vor
Entsetzen. «Nein! Oh, Gott!»
«Leider ist es so, Madame. Major Porter war im Grunde ein
anständiger Mensch. Er befand sich in finanziellen
Schwierigkeiten, und als die Versuchung an ihn herantrat, war
er, wie so viele, zu schwach, ihr zu widerstehen. Wie wenig
wohl er sich bei seiner Aussage vor Gericht fühlte, war ihm
anzusehen. Soweit hatte er sich bringen lassen. Doch nun sah
die Situation anders aus. Ein Mensch war des Mordes angeklagt.
Und von seiner Aussage über die Personalien des Ermordeten
hing vielleicht das Schicksal des Angeklagten ab.
Er kehrte heim in seine Wohnung und schlug den Ausweg ein,
der ihm als einziger möglich schien.» Frances erhob sich und
trat ans Fenster. «Da stehen wir also wieder am Anfang», meinte
sie langsam.
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ZEHNTES KAPITEL
Inspektor Spence wiederholte am folgenden Morgen beinahe
wörtlich Frances Cloades Ausspruch: «Da wären wir wieder da,
wo wir angefangen haben. Wir müssen herausfinden, wer dieser
Enoch Arden in Wirklichkeit war.»
«Das kann ich Ihnen sagen, Inspektor», meinte Poirot. «Sein
richtiger Name war Charles Trenton.» Der Inspektor blickte
überrascht auf. «Trenton? Einer von den Trentons? Warten
Sie& » Er dachte angestrengt nach und schien in seiner [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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